Honigobleute der Kreisimkervereine tagen in Heeslingen

Erstmals seit 2018 trafen sich die Honigobleute zum Austausch. Der Vorsitzende des Landesverbandes Hannoverscher Imker e.V., Jürgen Frühling eröffnete die Tagung und war sehr erfreut über die hohe Anzahl von Teilnehmer:innen. Er ging anschließend auf die großen Verdienste des kürzlich verstorbenen Landeshonigobmanns Udo Kellner ein, dem schloss man sich mit einer Gedenkminute an. Der Vorsitzende ging auf die Wichtigkeit der Marke „Echter Deutscher Honig“ ein. Anschließend übernahm Dr. Reinhold Hergemöller die Leitung der Versammlung. Er übt das Amt des Landeshonigobmanns zur Zeit kommissarisch aus.

Der aus Wachtberg/Villip angereiste Geschäftsführer des Deutschen Imkerbundes e.V., Olaf Lück präsentierte in seinen Ausführungen aktuelles über unsere Marke, die 2025 100 Jahre besteht und zu den bekanntesten Warenzeichen in Deutschland zählt. Bezüglich der Anpassungen und Veränderungen im Erscheinungsbild gab es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Modernisierungen, die Wiedererkennbarkeit des Imkerhonigglases war aber stets gegeben. Bestellprozesse der Gewährverschlüsse habe der D.I.B. in den vergangenen Jahren deutlich verschlanken und beschleunigen können. Neu sei z. B. die Einbindung eines QR-Codes. „Wir sind viele“, so Olaf Lück „und sollten dies der Öffentlichkeit zeigen! Dies verleiht unseren Anforderungen an die Politik deutlich Nachdruck!“

Peter Senkpiel aus Sittensen betreibt in Gemeinschaft eine größere Wanderimkerei seine Ausführungen befassten sich in erster Linie mit der Vermarktung und Deklaration der Honige. Insbesondere die Sortenbezeichnungen stellten auch seine Imkerei immer vor neue Herausforderungen. Seine Honigernte, -bearbeitung und -abfüllung demonstrierte er am Schluss der Veranstaltung in seinen Betriebsräumen.

Martina Janke, kommissarische Leiterin des LAVES-Institutes für Bienenkunde Celle referierte zum Thema:

„Honigsorten – wie kann die Imkerei die richtige Bezeichnung wählen?“

„Wie entsteht ein Sortenhonig?“, diese Informationen fasste die Referentin zunächst als Ausgangspunkt zusammen. Honigbienen besammeln die zahlreichen Blütenpflanzen oder Honigtauquellen im Umkreis ihres Bienenvolkes blütenstet und ortsstet. Honigbienen können Qualitäten der Trachtquellen unterscheiden. Erfolgreiche Sammelbienen rekrutieren mittels Tanzsprache weitere Bienen, welche die auserwählte Trachtquelle anfliegen, solange diese quantitativ ergiebig ist. Herrscht in dem Flugareal eine Trachtquelle stark vor, kann das Ergebnis aufgrund der Trachtmenge und des beschriebenen Sammelverhaltens ein Sortenhonig sein. Nur das Aufstellen von Bienenvölkern an einem Rapsfeld oder einer anderen vermeintlichen Massentracht führt allerdings nicht unbedingt zur Ernte eines entsprechenden Sortenhonigs. Nicht selten entdecken und nutzen die Bienen eine ganz andere für sie attraktive Trachtquelle. Sicherheit bezgl. einer Sortendeklaration kann nur eine Honiguntersuchung im Labor schaffen. Zur Veranschaulichung folgte ein Beispiel aus der Praxis: 89% Rapspollen, elektrische Leitfähigkeit 0,24 mS/cm, Geruch/Geschmack blumig - mild, fruchtig - frisch, aromatisch, schwache Intensität. Dies sind die Laborergebnisse einer Probe, die mit dem Auftrag „Sortenanalyse Rapshonig“ eingesendet wurde. Von den Experten im Labor wurde der Honig als Frühtrachthonig beurteilt, denn die Honigverordnung gibt vor, dass der Sortenhonig die typischen organoleptischen, chemisch-physikalischen und die mikroskopischen Eigenschaften aufweisen muss. Für einen Rapshonig liegt im gezeigten Beispiel die elektrische Leitfähigkeit über dem für Rapshonige typischen Bereich (max. 0,22 mS/cm). Spezifikationen für Sortenhonige sind u.a. in den Leitsätzen für Honig, im D.I.B. Merkblatt 3.4 Honigsorten-Bezeichnungen oder auf dem Infoblatt „Was ist ein Sortenhonig“ des LAVES Institut für Bienenkunde Celle veröffentlicht. Eine Sortenangabe auf dem Etikett ist allerdings nicht notwendig. Die Bezeichnung des Lebensmittels „Honig“ ist völlig ausreichend. Unspezifische Angaben wie „Frühjahrsblütenhonig“ oder „Sommertrachthonig“ können ergänzt werden, um die unterschiedlichen Erntezeitpunkte im Laufe des Jahres hervorzuheben. Bei der Angabe der Bezeichnung „Blütenhonig“ ist zu beachten, dass der Honig vollständig oder überwiegend dem Nektar von Pflanzen entstammen muss, d.h. keine zu hohen Honigtauanteil aufweisen darf. Weisen Honige ein intensives Aroma wie z.B. von der Linde oder Edelkastanie auf, ist es für den Kunden hilfreich, eine entsprechende Angabe auf dem Etikett zu finden. Ist der Trachtanteil der betreffenden Tracht nicht vollständig oder überwiegend, aber noch deutlich erkennbar, können diese Honige mit einer unspezifischen und einer spezifischen Herkunftsangabe (z.B. Sommertracht mit Lindenhonig) in Verkehr gebracht werden, sofern der Honig von den Bienen in demselben Zeitraum und aus Trachtquellen desselben geografischen Ursprungs natürlich erzeugt wurde. Jahresspezifische Trachtbedingungen lassen an jedem Standort durch die Vielfalt an Nektar- und Honigtauquellen im Flugareal eines Bienenvolkes in jedem Erntejahr „Jahrgangshonige“ entstehen, bringen aber auch besondere Honigsorten hervor. Die untersuchten Kenndaten dieser Honigsorten ergänzen die umfassende Sortenhonigdatensammlung des Bieneninstitutes in Celle. Die Charakteristika der Beispiele aus 2021 und 2022 „Kirschblütenhonig“, „Gamanderhonig“, „Ackerbohnenhonig“ und „Wiesenkerbelhonig“ wurden präsentiert. Abschließend wurden in einem Ausblick die Entwicklung moderner Laborverfahren zur Honigsortenuntersuchung vorgestellt. Derzeit laufen u.a. Forschungsprojekte zur bildbasierten Pollenanalyse in Kombination mit maschinellem Lernen, Next-Generation Sequenzierung zur Pollenanalyse, NMR-Analytik, Identifizierung von spezifischen Markersubstanzen in Sortenhonigen.

MJ

 

Foto Landesverband Hannoverscher Imker e.V.: Teilnehmer:innen vor dem Veranstaltungszentrum in Heeslingen

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