Der Weltbienentag am Samstag, 20. Mai ein wichtiges Datum vor allem für uns Imker, nutzte der Ortsverein Sulingen im Kreisimkerverein Diepholz (KIV DH) diesen Tag, um sein 100-jähriges Jubiläum nachzuholen, und gleichzeitig die Bedeutung der Insekten als Bestäuber für Ernährungssicherheit und Artenvielfalt zu erinnern.

Zu diesem Festakt konnte der Imkerverein als Ehrengäste Jürgen Frühling (LV Hannover) und Heike Teerling (stellv. Bürgermeisterrin, Stadt Sulingen) am Lehrbienenstand des KIV DH auf dem Gelände des Ritterguts Lüning in Sulingen begrüßen. Die Vorsitzende Ingrid Kordes und Tim Hollmann (stellv. Vorsitzender) konnten beide mit großer Freude als Redner gewinnen.

Es war ein Grund zu feiern, am 18. April 1920 – wurde der Imkerverein allerdings als Imkergenossenschaft gegründet im Sinne der Hebung von Bienenzucht in wirtschaftlicher Hinsicht.
Heinrich Ebel, Lehrer, Hermann Schröder, Kaufmann und Bürger Heinrich Stoffer alle aus Sulingen bildeten den ersten Vorstand ab.

Im Gründungsjahr wuchs die Genossenschaft auf 90 Mitglieder an und Ende 1921 waren es schon 158 Imker mit ca. 800 Völker. Diese genauen Angaben berichtet die Vorsitzende Ingrid Kordes in der Festrede, da noch alle Unterlagen aus dem Gründungsjahr vorhanden sind.

Sie steht dem Verein – ebenso wie ihr Stellvertreter Tim Hollmann – seit 2019 vor und ist damit Mitglied in vierter Generation: Ihr Urgroßvater Dietrich Cordes (die Schreibweise änderte sich seitdem) zählte zu den Mitbegründern. Es gibt aber noch drei weitere Mitglieder, die Urenkel von Gründungsmitgliedern sind. Und so war es auch gleichzeitig ein wenig Ahnenforschung für die vier Vereinsmitglieder.

Die Gründung hatte einen ernsten Hintergrund: „Der Zuckermangel.“

Vor dem 1. Weltkrieg war Zucker keine Mangelware und war im Überschuss vorhanden. Zucker wurde nicht nur an Bienen in der Landwirtschaft verfüttert, sondern auch an das Vieh, dies änderte  sich rasch.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Zucker zu den Lebensmitteln, die rationiert waren. „Imker bekamen 7,5 kg Zucker pro Volk zugeteilt, weil sie ihn zum Auffüttern der Bienen benötigten. In den Gründungsjahren betrieben die Imker reine Korbimkerei.
Nicht nur der Honig wurde zu der Zeit vom der Reichswirtschaftsstelle eingezogen, sondern auch das Wachs musste an die Reichsschmierölgesellschaft abgegeben werden. Imker, die keinen Honig und Wachs abgeliefert haben, bekammen auch keinen Zucker für die Winterfütterung. Viele Briefwechsel in den alten Unterlagen zwischen den Mitgliedern und dem Vorsitzenden der Genossenschaft handelten von nicht erreichen der abzugebenden Honigmenge und erlassen der Zuckersteuer. Die Zuckersteuer wurde in Deutschland erst 1993 abgeschafft.

1925 wurde per Erlass, das erste Mal ein Reichsseuchengesetz erlassen. Der Grund dafür war die vermehrte Anbindung der Städte und Dörfer an die Eisenbahn, was den Imkern ermöglichte mit Ihren Völkern zu wandern.

Nach dem 2. Weltkrieg gab es laut des Vereinsregisters einen dramatischen Einbruch in der Bienenhaltung, da viele Imker Ihre Imkerei nicht mehr aufgenommen haben und auch Reparationen an die Siegermächte in vor von Bienenvölkern geleistet werden musste. Allein Frankreich forderte 10.000 Bienenvölker und Schwärme.

Im Jahr 1941 waren es nur noch 34 Imker mit 155 Völkern und 1954 bewirtschafteten bereits 55 Imker wieder 910 Völker. Sehr viele Frauen führten in diesen Zeiten die Imkerei auf den Höfen weiter, waren aber nicht als Mitglied gemeldet. Da so wie heute ist die Bienenhaltung ein Hobby, oder sogar Neben- oder Vollerwerb.

In unserem Verein wurde erst in den Jahren 1965 bis 1973 die Korbimkerei auf Kästen umgestellt. So wurde in den 80´Jahren die Imkerei zu einem lukrativen Nebenerwerb oder sogar zum Beruf mit bis zu 250 geführten Völker pro Imker.

Zurzeit hat der Imkerverein Sulingen 70 Mitglieder aus der Stadt Sulingen, den Samtgemeinden Siedenburg und Schwaförden sowie aus Teilen der Samtgemeinde Kirchdorf, davon führen 54 Imkerinnen und Imker zusammen 580 Bienenvölker.

Nachdem über 60 Imker aus dem ganzen Landkreis Diepholz der Festreden interessiert gefolgt sind, wurde durch Jürgen Frühling die Ehrung der langjährigen Mittglieder des Imkerverein Sulingen geehrt. Es wurde mit der Bronzene Nadel Dörthe Karrasch, Ulrike Knief, Astrid Meyer, Olaf Schmidt, Andreas Wilkens und Tim Hollmann ausgezeichnet. Die Silberne Nadel erhielt Eckhard Sebode und Horst Picker und eine goldene Nadel wurde Heinz Hildebrand für 40 Jahre Mitgliedschaft mit Glückwünschen des Landesverbandes Hannover überreicht.

Jürgen Frühling lobte den kleinen Verein, so viel auf die Beine gestellt zu haben für diesen Tag und ebenfalls viele Mitglieder ehren zu können. In 100 Jahren wurde Geschichte geschrieben und heute lebendig gemacht.

Frau Teerling gratulierte dem Verein zu 100-jähriges Jubiläum und bedanke sich im Namen der Stadt Sulingen nicht nur für die Einladung, sondern insbesondere für die tolle Arbeit der Imkerschaft in der Stadt und im Umland. Die Bürger erfreuen sich der Bienen in den Gärten und für die Landwirtschaft sind die Bienen wichtige Bestäuber. Auch wenn mal ein Bienenschwarm gesichtet wird oder es im Rollladenkasten summt und brummt kennt man einen Imker, der gerne kommt und hilft. Doch oft sind es Wildbienen, die eine neue Heimat gefunden haben und dürfen bleiben nach Aufklärung der Lage und Gespräch über unsere Leidenschaft mit Bienen zu leben.

Vieles von dem gehörten aus den Reden war nicht nur für Jung- und Altimker, die auch mit 86 Jahren ihren Schleier noch nicht an den Nagel hängen wollen, etwas Neues und Grund genug über das alte und neue imkern bei der Ausstellung des Vereines von uralten und neuen Gerätschaften, Körben und Beuten ihre Geschichte zu erleben.

Es war ein großes Bestreben des Vorstandes diesen Tag für Imker von Imker zu gestalten. Die angereisten Imker, aber auch interessierten Nichtimker versammelten sich im Anschluss zu einem Workshop mit dem Imkermeister Guido Eich, den der Verein mit Freude gewinnen konnte, zum Thema „Bienenzucht- Umlarven- Selektion von Zuchtmaterial“ am Lehrbienenstand des KIV DH, der besetzt ist mit 10 Bienenvölker von Heinrich und seiner Tochter Ingrid Kordes – die Jungimker nach dem theoretischen Unterricht des KIV-DH unter der Leitung von Georg Johrend praktische Ausbildung mit Ihren Bienen.

Theoretischen und Praktischen wurde die unterschiedlichen Weisen von Umlarvtechniken, wie ein Pflegevolk vorbereiten wird, verschulen von Weiselzellen, Schlupf der Königinnen und umsetzen in Begattungskästen für Anfänger und Fortgeschrittene Imker vermittelt.

Der Tag war ein voller Erfolg, denn der IV Sulingen konnten gleich zwei neue Mitglieder gewinnen. Natürlich durfte Kaffee und selbstgebackener Kuchen zu so einem Anlass nicht fehlen.

 

Foto (LV): Von links Heinz Hildebrand (Ehrung in Gold ), Jürgen Frühling (Vorstand des Landesverband Hannoverscher Imker e.V.), Ingrid Kordes (1. Vorsitzende Imkerverein Sulingen), Tim Hollmann (stellv. Vorsitzender Imkerverein Sulingen und Ehrung in Bronze) und Horst Picker (Ehrung in Silber)

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